Leitungswasser ist in der Regel sauber und sicher, aber wenn es längere Zeit steht, können sich Eigenschaften verändern – von der Geschmacksqualität bis hin zur möglichen Vermehrung von Bakterien oder Ablagerungen. Manchmal ist das Wasser nach dem Stehen sogar angenehmer im Geschmack, manchmal aber auch nicht. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wann stehendes Leitungswasser bedenkenlos genutzt werden kann und wann Vorsicht geboten ist.
Dieser Ratgeber hilft dir, das Thema besser zu verstehen. Wir erklären, was beim Stehenlassen passiert, welche Risiken bestehen und wann du dich auf stehengelassenes Wasser verlassen kannst. So bist du im Alltag sicherer und kannst Wasser verantwortungsvoll verwenden.
Was passiert mit Leitungswasser, wenn es stehen bleibt?
Wenn Leitungswasser eine Weile steht, verändern sich seine Eigenschaften durch verschiedene chemische und mikrobiologische Prozesse. Direkt nach dem Ablassen enthält Wasser gelöste Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid. Wenn das Wasser steht, entweichen diese Gase langsam an die Luft. Das führt zu einer Veränderung des pH-Werts und kann den Geschmack beeinflussen. Gleichzeitig können sich Mineralstoffe neu anordnen oder ausfällen, was das Wasser optisch trüben kann.
Mikroorganismen, die im Wasser vorhanden sind oder über die Luft hineingelangen, können sich ebenfalls langsam vermehren. In der Regel ist das Risiko bei klarem und kontrolliertem Leitungswasser sehr gering. Trotzdem bildet sich bei längerer Standzeit oft ein sogenannter Biofilm an der Oberfläche oder an Behältern. Das kann dazu führen, dass das Wasser einen ungewohnten Geruch oder Geschmack bekommt. Die Gesundheit wird meist erst beeinträchtigt, wenn das Wasser mehrere Tage steht oder unsaubere Behälter verwendet werden.
Die Auswirkungen lassen sich gut anhand folgender Tabelle verstehen, die typische Veränderungen in stehendem Leitungswasser über die Zeit zeigt:
Zeit | Chemische Veränderungen | Mikrobiologische Veränderungen | Geschmack & Geruch |
---|---|---|---|
1 Stunde | Leichter Gasverlust, pH kaum verändert | Kaum Bakterienwachstum | Geschmack unverändert |
12 Stunden | Deutlich weniger gelöster Sauerstoff, pH leicht ansteigend | Beginn Biofilmbildung, geringe Bakterienzahl | Leichter Beigeschmack möglich |
24 Stunden | pH weiter angestiegen, mögliche Ausfällungen von Mineralien | Biofilm deutlich, Bakterienzahl erhöht | Geschmack verändert, Geruch kann muffig werden |
Für wen ist das Wissen über stehendes Leitungswasser besonders wichtig?
Haushalte mit Kindern
In Haushalten mit kleinen Kindern ist es besonders wichtig, die Wasserqualität im Blick zu behalten. Kinder reagieren empfindlicher auf mögliche Verunreinigungen oder veränderte Wasserinhaltsstoffe. Wenn Leitungswasser längere Zeit steht, kann sich der Geschmack oder Geruch verändern und im schlimmsten Fall könnten sich Bakterien vermehren. Für Eltern empfiehlt es sich, Wasser frisch zu verwenden oder es kurz vor dem Trinken umzurühren, um eventuelle Ablagerungen zu vermeiden. Auch das regelmäßige Reinigen von Karaffen oder Trinkflaschen ist sinnvoll, um die Hygiene zu gewährleisten.
Menschen mit gesundheitlichen Risikofaktoren
Ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder solche mit bestimmten Krankheiten sollten besonders vorsichtig im Umgang mit stehendem Wasser sein. Für sie besteht ein erhöhtes Risiko, durch Mikroorganismen, die sich über die Zeit entwickeln, gesundheitliche Probleme zu bekommen. Es ist ratsam, Wasser nicht über längere Zeit stehen zu lassen und auf die Sauberkeit der Behälter zu achten. Frisches Zapfen direkt aus dem Hahn oder der Einsatz von Wasserfiltern kann hierbei helfen.
Gärtner
Gärtner nutzen oft Leitungswasser zum Bewässern von Pflanzen. Hier kann durchaus auch etwas stehendes Wasser zum Einsatz kommen, da sich einige Mineralstoffe durch das Stehen verändern und für die Pflanzen sogar vorteilhaft sein können. Es bietet sich an, Wasser vorher in einem offenen Gefäß stehen zu lassen, damit Chlor aus dem Leitungswasser entweicht. Das verbessert die Wasserqualität für empfindliche Pflanzen.
Besitzer von Aquarien
Wer ein Aquarium hat, profitiert vom Wissen über stehendes Leitungswasser besonders. Frisch aus der Leitung kann Wasser Inhaltsstoffe oder Chlor enthalten, die Fische beeinträchtigen können. Längeres Stehenlassen von Wasser hilft dabei, das Wasser zu entgasen und schädliche Substanzen abbauen zu lassen. Daher ist es üblich, Aquariumwasser vorzufüllen und einige Stunden oder sogar Tage stehen zu lassen, bevor es verwendet wird. So schützt man die Gesundheit der Wasserbewohner effektiv.
Stehendes Wasser oder sofort nutzen? Deine Entscheidungshilfe
Schmeckt das Wasser anders als gewohnt?
Wenn dir das Leitungswasser frisch aus dem Hahn ungewöhnlich oder etwas „chemisch“ schmeckt, liegt das oft am enthaltenen Chlor. In diesem Fall kann es helfen, das Wasser kurz stehen zu lassen, damit das Chlor entweichen kann. Besonders bei empfindlichen Menschen oder beim Kochen kann das stehende Wasser angenehmer sein. Verändert sich der Geschmack jedoch noch nach längerem Stehen oder riecht muffig, solltest du es lieber nicht mehr trinken und das Gefäß gründlich reinigen.
Besteht ein Gesundheitsrisiko für dich oder deine Familie?
In Haushalten mit Kindern, älteren Personen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist es wichtig, Wasser so hygienisch wie möglich zu konsumieren. Frisch gezapftes Wasser ist in der Regel sicherer als Wasser, das mehrere Stunden oder Tage steht, da sich Mikroorganismen vermehren können. Stehendes Wasser solltest du dann nur nutzen, wenn du sicher bist, dass es vorher sauber war und nicht kontaminiert wurde.
Wie hygienisch ist das Gefäß, in dem das Wasser steht?
Die Sauberkeit von Karaffen, Flaschen oder Gläsern beeinflusst maßgeblich, wie lange Wasser sicher stehen kann. Wenn das Gefäß regelmäßig gespült und trocken gehalten wird, kannst du Wasser für einige Stunden stehen lassen. Ansonsten empfiehlt sich ein häufiger Wechsel und das frische Nachfüllen. Nutze am besten wiederverwendbare Trinkflaschen oder Karaffen aus Glas und reinige sie regelmäßig, um die Wasserqualität zu erhalten.
Typische Alltagssituationen mit stehendem Leitungswasser
Wasser in der Nacht stehen lassen
Vielleicht hast du die Gewohnheit, abends ein Glas Wasser neben dein Bett zu stellen. Oft trinkt man es dann am nächsten Morgen, ohne groß nachzudenken. Doch in der Nacht steht das Wasser mehrere Stunden offen und sammelt so Staub, Bakterien oder geruchsbildende Stoffe aus der Luft. Das verändert den Geschmack oder macht das Wasser weniger frisch. Für viele ist das kein Problem, doch wer empfindlich reagiert oder Wert auf ein angenehmes Trinkerlebnis legt, sollte das Glas lieber vor dem Schlafengehen ausspülen und am Morgen frisches Wasser zapfen.
Wasser an heißen Sommertagen stehen lassen
An heißen Tagen füllst du vielleicht öfter große Krüge oder Flaschen mit Wasser, legst sie in den Kühlschrank oder lässt sie auch mal draußen stehen. Die Temperatur beeinflusst maßgeblich, wie schnell sich Keime vermehren können. Steht Wasser bei Raumtemperatur oder im warmen Sonnenschein, steigt das Risiko, dass sich unerwünschte Stoffe bilden. Hier empfiehlt es sich, Wasser gut zu kühlen und Gefäße regelmäßig zu leeren und zu reinigen, damit du dir keine Sorgen über Geschmack oder Hygiene machen musst.
Wasser im Urlaub oder während langer Abwesenheit
Wenn du verreist und in der Wohnung Wasser in Trinkgefäßen oder Wasserleitungen stehen bleibt, können sich Ablagerungen und Biofilme bilden. Vor allem in Wasserhahnen oder Reserveflaschen kann das Wasser nach längerem Stehen einen unangenehmen Geschmack entwickeln. Nach der Rückkehr solltest du Wasserleitungen kurz durchspülen und stehendes Wasser wegschütten, bevor du es wieder verwendest. So vermeidest du unangenehme Überraschungen und erhältst die Wasserqualität.
Häufig gestellte Fragen zu stehendem Leitungswasser
Ist stehendes Leitungswasser noch sicher zum Trinken?
Leitungswasser ist grundsätzlich sicher, auch wenn es eine Weile steht. Allerdings steigt mit längerer Standzeit die Möglichkeit, dass sich Bakterien oder ein Biofilm bilden, besonders wenn das Gefäß nicht sauber ist. Für die meisten Alltagssituationen ist Wasser, das bis zu 24 Stunden steht, noch unbedenklich, solange es gut abgedeckt und hygienisch gelagert wird.
Verändert sich der Geschmack des Wassers beim Stehenlassen?
Ja, der Geschmack kann sich verändern. Chlor im Wasser verflüchtigt sich, was das Wasser oft milder schmecken lässt. Gleichzeitig können sich aber auch abgestandene Aromen oder Gerüche aus der Umgebung im Wasser ablagern, was es unangenehm machen kann. Ein Glas Wasser, das länger als einen Tag steht, schmeckt daher oft nicht mehr so frisch.
Kann stehendes Wasser gesundheitliche Probleme verursachen?
In den meisten Fällen ist das Risiko gering, vor allem bei sauberem Leitungswasser. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder ältere Personen sollten jedoch Vorsicht walten lassen und möglichst frisch gezapftes Wasser bevorzugen. Länger stehendes Wasser in unsauberen Behältern kann Mikroorganismen fördern, die gesundheitliche Beschwerden auslösen könnten.
Wie lange kann man Wasser bedenkenlos stehen lassen?
Für die tägliche Nutzung empfiehlt es sich, Wasser nicht länger als 12 bis 24 Stunden stehen zu lassen. Innerhalb dieses Zeitraums bleiben Geschmack und Hygiene meist gut erhalten, vorausgesetzt das Wasser steht in einem sauberen, abgedeckten Gefäß bei kühler Raumtemperatur. Für längere Lagerung sollte das Wasser frisch gezapft oder gefiltert werden.
Hilft das Stehenlassen, Chlor im Leitungswasser zu reduzieren?
Ja, Chlor und andere flüchtige Stoffe verdampfen nach einiger Zeit, wenn das Wasser offen steht. Deshalb kann das Stehenlassen den Geschmack verbessern, indem es Chlorgeruch und -geschmack reduziert. Für Haushalte mit empfindlichen Personen oder bei der Wasseraufbereitung für Aquarien ist das eine nützliche Methode.
Technische und biologische Hintergründe zu stehendem Leitungswasser
Chemische Veränderungen
Leitungswasser enthält verschiedene gelöste Stoffe wie Mineralien und Gase. Wenn das Wasser steht, entweichen vor allem Gase wie Sauerstoff und Chlor an die Luft. Das verändert die chemische Zusammensetzung und kann den Geschmack beeinflussen. Gleichzeitig können sich einige Mineralien absetzen oder auskristallisieren, was zu kleinen Ablagerungen führen kann. Diese Veränderungen sind meist harmlos, beeinflussen aber die Frische und Wahrnehmung des Wassers.
Mikroorganismen im Wasser
Obwohl Leitungswasser normalerweise sehr sauber ist, gibt es immer winzige Mengen an Mikroorganismen darin. Wenn Wasser steht, können diese Bakterien oder Algen sich langsam vermehren, besonders wenn das Wasser warm steht oder das Gefäß nicht sauber ist. Ein dünner Biofilm kann sich an Gefäßwänden bilden, was den Geschmack beeinträchtigt und unter ungünstigen Bedingungen die Wasserqualität mindern kann. Gesundheitlich relevant werden diese Mikroorganismen aber meist erst nach sehr längerer Standzeit.
Temperatur-Effekte
Die Temperatur hat großen Einfluss darauf, wie sich Wasser verändert. Bei höheren Temperaturen vermehren sich Mikroorganismen schneller und chemische Reaktionen laufen rascher ab. Deshalb solltest du stehendes Wasser bei Zimmertemperatur oder wärmer möglichst nur kurz lagern. Kühlt das Wasser gut, bleiben Geschmack und Hygiene länger erhalten, was das Trinken angenehmer macht.
Typische Fehler im Umgang mit stehendem Leitungswasser und wie du sie vermeidest
Wasser zu lange stehen lassen
Ein häufiger Fehler ist, Wasser über mehrere Tage oder sogar Wochen stehen zu lassen. Dabei können sich Mikroorganismen vermehren und der Geschmack des Wassers leidet deutlich. Um das zu vermeiden, solltest du Wasser nur für wenige Stunden offen stehen lassen und es danach frisch nachfüllen. Für längere Aufbewahrung ist es besser, das Wasser kühl und abgedeckt zu lagern oder direkt frisch gezapft zu verwenden.
Behälter nicht reinigen
Viele unterschätzen, wie wichtig saubere Gefäße sind. Schmutz, Kalkrückstände oder Bakterien im Behälter können das Wasser schnell verunreinigen und unangenehme Geschmäcker verursachen. Deshalb solltest du Karaffen, Gläser und Flaschen regelmäßig gründlich reinigen und gut trocknen lassen. So vermeidest du Ablagerungen und sorgst für hygienisches Trinkwasser.
Falsche Lagerung
Leitungswasser sollte idealerweise kühl und abgedeckt gelagert werden. Steht Wasser an warmen oder sogar sonnigen Orten, begünstigt das die Vermehrung von Mikroorganismen. Offene Gefäße ziehen außerdem Staub und Fremdstoffe an. Achte deshalb darauf, Wasser in geschlossenen Behältern und an einem kühlen, schattigen Platz aufzubewahren, um die Qualität länger zu erhalten.